Spielbericht
3:0 – Gittens und Guirassy schießen BVB zum Auftaktsieg in Brügge
Aus Brügge berichtet Boris Rupert
Vor 29.000 Zuschauern im ausverkauften Jan-Breydel-Stadion biss sich ein feldüberlegener BVB lange Zeit die Zähne aus an einer massierten belgischen Defensive, lief zudem wiederholt in gefährliche Konter und hatte unter anderem Glück bei einem Lattentreffer (12.) der Gastgeber, die dem 1:0 mehrfach nahe waren. Doch jubeln durften die Schwarzgelben über den – zu diesem Zeitpunkt schmeichelhaften – Führungstreffer durch den eingewechselten Gittens (76.), der zehn Minuten später mit seinem zweiten Treffer für die Entscheidung sorgte. In der Nachspielzeit markierte Guirassy vom Elfmeterpunkt den Schlusspunkt.
Ausgangslage:
Beide Klubs trafen bereits viermal in Hin- und Rückspielen in europäischen Wettbewerben aufeinander. In Brügge hatte der BVB zuletzt zwei Siege eingefahren: 2018 mit 1:0 sowie 2020 mit 3:0.
Personalien:
Bis auf den verletzten Giovanni Reyna standen alle Akteure zur Verfügung. Erstmals mit dabei war Ayman Azhil (23) aus der U23. Im Vergleich zum Ligaspiel am vergangenen Freitag gegen Heidenheim (4:2) wechselte Nuri Sahin dreimal: Schlotterbeck, Can, und Sabitzer rotierten für Anton, Nmecha und Guirassy (alle Bank) in die Startelf.
Taktik:
Beide Mannschaften begegneten sich in einer 4-2-3-1-Grundordnung mit hochstehenden Außenverteidigern und staffelten sich defensiv im 4-4-2-Verbund, wobei Brügge durch Hinzunahme der offensiven Außen Skov Olsen und Tziolis phasenweise eine Sechserkette aufzog. Bei Ballbesitz orientierte sich Vetlesen von der Doppelsechs ins offensive Mittelfeld zu Vanaken. Die Belgier überließen den Borussen immer wieder weite Teile des Spielfelds, zogen sich weit zurück, machten die Räume für die Dortmunder Offensive, in der Malen vorn in der Spitze spielte, sehr eng und setzten auf Umschaltaktionen, die geradlinig und in höchstem Tempo vorgetragen wurden.
Spielverlauf & Analyse:
Mittelstürmer Malen konnte sich zu Beginn in Szene setzen. In der vierten Minute schoss er eine Hereingabe von Ryerson aus spitzem Winkel per Dropkick nur knapp am Tor vorbei, später scheiterte er aus der Drehung am stark reagierenden Mignolet im Tor der Gastgeber (16.). Auch in Minute sieben war der Routinier bei einem Fernschuss von Adeyemi auf dem Posten.
Der BVB hatte deutlich die größeren Spielanteile und auch mehr Aktionen vor dem gegnerischen Tor. Doch die klareren Chancen in den ersten 45 Minuten besaß „Blauw en Zwart“. Nach einer kurz gespielten Ecke brannte es lichterloh im Dortmunder Strafraum, weil man den Ball nicht wegbekam. Stattdessen prüfte Onyedika Kobel aus kurzer Distanz, den Abpraller setzte Vetlesen an die Latte (12.). Auch stimmte in mancher Szene die Konterabsicherung nicht. So in Minute 38, als Skov Olsen vordrang bis in den Strafraum, aber an Kobel scheiterte.
Borussia strahlte nicht die Souveränität aus, die sich Sahin gewünscht hatte. Vorne fehlte das Selbstverständnis in den Aktionen auf engem Raum, wirkte vieles durchschaubar für den laufstarken und engagierten Gegner, und auch hinten wackelte man, ließ elf gegnerische Torschüsse in Hälfte eins zu, kam vorne selbst nur achtmal zum Abschluss, trotz der hohen Ballbesitzanteile von 65 Prozent. Die linke Seite mit Bensebaini und Adeyemi, der sich immer wieder mal Freiräume verschaffen konnte, wirkte deutlich agiler als ihr Pendant rechts mit Ryerson und Sabitzer.
Sahin ließ seine Startelf nach dem Seitenwechsel noch 13 Minuten weiterspielen, doch da sich an der Statik des Spiels kaum etwas änderte, Sabitzer einen Freistoß nach Foul an Adeyemi aus aussichtsreicher Position nicht auf den Kasten brachte (53.), Vanaken im Gegenzug dafür abermals für allergrößte Gefahr sorgte, gab’s einen Doppelwechsel: Guirassy und Anton ersetzten Malen und Bensebaini. Damit verbunden war eine taktische Korrektur: Im Ballbesitz agierte die Mannschaft wie in den ersten drei Pflichtspielen in einer 3-2-4-1-Formation mit Ryerson auf dem rechten Flügel, so dass Sabitzer weiter nach innen rücken konnte.
Doch Brügge war dem ersten Tor weiterhin näher als Borussia. Vetlesen zwang Kobel aus 16 Metern zu einer weiteren Parade (63.). Die Gastgeber hatten Oberwasser. Angriff auf Angriff rollte Richtung Dortmunder Tor. Und Sahin wechselte erneut doppelt: Nmecha und Gittens kamen gut 20 Minuten vor dem Ende für Groß und Sabitzer. Gittens besetzte den linken Flügel; Adeyemi orientierte sich auf eine halbrechte Zehnerposition. Nach 75 Minuten kam der BVB erstmals nach längerer Zeit wieder strukturiert nach vorn. Ryerson passte scharf nach innen, Brandt hatte die Übersicht, nahm Can mit, der halblinks in den Strafraum spielte zu Gittens, dessen abgefälschter Schuss im langen Eck landete zum 1:0 für Borussia Dortmund in der 76. Minute. Wie schon zum Ligastart schnürte der Youngster einen Doppelpack. Erneut wurde er halblinks im Strafraum in Szene gesetzt (dieses Mal durch Nmecha), dann versetzte er zwei Gegenspieler und schoss flach und platziert ins lange Eck ein (86.). In der Nachspielzeit gab es nach Foul an Guirassy noch einen Strafstoß, den der Gefoulte praktisch mit dem Schlusspfiff souverän verwandelte (90.+5).
Ausblick:
Weiter geht es für den BVB in diesem Wettbewerb am 1. Oktober mit dem Heimspiel gegen Celtic Glasgow. Zuvor stehen in der Bundesliga an diesem Sonntag (17:30 Uhr) das Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart sowie am Freitag kommender Woche (20:30 Uhr) das Heimspiel gegen den VfL Bochum auf dem Bundesliga-Spielplan.
Teams & Tore
UEFA CHAMPIONS LEAGUE, 1. Spieltag
CLUB BRÜGGE – BORUSSIA DORTMUND 0:3 (0:0)
Club Brügge: Mignolet – Seys (71. Sabbe), Ordonez, Mechele, de Cuyper – Vetlesen (85. Vermant), Onyedika – Skov Olsen, Vanaken, Tzolis (85. Talb) – Nilsson (65. Jutglà)
Bor. Dortmund: Kobel – Ryerson, Süle, Schlotterbeck, Bensebaini (59. Anton) – Can, Groß (68. Nmecha) – Sabitzer (68. Gittens), Brandt, Adeyemi (87. Couto) – Malen (59. Guirassy)
Bank: Jackers, Romero, Skóraś, Nielsen, Jashari – Meyer, Lotka, Duranville, Beier, Kabar, Azhil
Tore: 0:1 Gittens (76., Can), 0:2 Gittens (86., Nmecha), 0:3 Guirassy (90.+5, Foulelfmeter, Mechele an Guirassy)
Eckstöße: 4:3 (Halbzeit 3:1), Chancenverhältnis: 4:6 (2:2)
Schiedsrichter: Peljto (Bosnien-Herzegowina), Gelbe Karten: Vetlesen – Ryerson
Zuschauer: 29.000 (ausverkauft), Wetter: trocken, 20 Grad