Am Nachmittag dieses 4. Mai 2002 ereignet sich das, was Sportjournalisten für gewöhnlich als "Herzschlag-Finale" bezeichnen. Die Voraussetzungen für das Titeldreikampf am letzten Spieltag der Saison 2001/2002 sind klar: Dortmund führt die Tabelle mit einem Punkt Vorsprung vor Bayer Leverkusen und zwei Zählern vor dem FC Bayern an.Das entscheidende Spiel gegen Werder Bremen im Westfalenstadion gleicht in seinem Verlauf, den Wechselbädern, die der BVB und seine Fans während der gesamten Saison genommen hatten: der Lattentreffer durch Amorosos Freistoß, die Bremer Führung durch Stalteri, die souveränen Meisterschafts-Konkurrenten, die frühzeitig alles klar machten, Kollers Ausgleich durch eine Chance, die keine war, Addos Pfostenschuss. Dortmunds Brasilianer Ewerthon macht sich schon an der Seitenlinie warm, als Bremens Tjikuzu bei seiner Riesenchance die schwierigere von zwei Möglichkeiten wählt: Er schießt den Ball nicht in das, sondern nur an das Dortmunder Tor.

Trainer Sammer selbst räumt angesichts des Lattentreffers nachher ein: "Wäre das die erneute Führung für Werder gewesen, wären wir nicht mehr zurückgekommen."Statt dessen kommt der kleine Ewerthon, der erst während der Saison zum BVB wechselte und gegen St. Pauli einen großartigen Einstand feierte. Ewerthon erweist sich erneut als Blitzstart-Spezialist. Einige wollten es ganz genau wissen und haben mitgestoppt: 49 Sekunden ist er im Spiel, als er in der 74. Minute die Flanke von Dede über die Linie drückt und dadurch eine Geräusch-Entwicklung auslöst, die es im Westfalenstadion, nicht gerade als Ort der Stille bekannt, wohl noch nie gegeben hat - Borussia Dortmund ist zum sechsten Male Deutscher Meister.