Er bestritt 25 Länderspiele für Deutschland, war Teilnehmer der Weltmeisterschaft 1958, Deutscher Meister 1957 und 1963, Deutscher Pokalsieger 1965 und Europapokalsieger der Cupsieger 1966 mit Borussia Dortmund und 1970 als Trainer der Offenbacher Kickers Deutscher Pokalsieger: Aki Schmidt, lebende Fußball-Legende, begeht am 5. September seinen 75. Geburtstag und blickt auf ein aufregendes und erfolgreiches Sportler-Leben zurück.

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Pokalsieger 1965: Aki Schmidt.

Und dabei hatte der aus Dortmund-Berghofen stammende Filigrantechniker einen mehr als schweren Einstieg zu bewältigen. Schließlich heuerte er zu einem Zeitpunkt beim BVB an, als dieser das Maß aller Dinge im deutschen Fußball war, nämlich Deutscher Meister 1956. Doch der im Sternzeichen der Jungfrau geborene Westfale erstarrte nicht vor Ehrfurcht vor seinen Vorbildern wie Preißler, Michallek und Kwiatkowski, sondern mischte von Beginn an selbstbewusst mit.
Der Lohn seines zähen Fleißes, gepaart mit dem technischen Rüstzeug, wie es nur wenige Fußballer mitbringen, ließ nicht lange auf sich warten. Sepp Herberger, der damalige Trainer der deutschen Nationalmannschaft, wurde schnell auf den vielseitig verwendbaren jungen Mann aufmerksam. Bereits während seiner ersten Spielzeit im schwarz-gelben Dress durfte "der Junge aus Berghofen" auch das Trikot mit dem Bundesadler tragen. Am 3. April 1957 feierte er als einer von drei Debütanten in Amsterdam einen großartigen Einstand, schließlich gelang ihm der 2:1-Siegtreffer gegen die Niederlande. Fortan spielte er mit den Großen seiner Zeit zusammen: Fritz Walter, Helmut Rahn, Hans Schäfer oder Uwe Seeler, um nur einige aufzuzählen.
Aki Schmidt, der Borussia zur Deutschen Meisterschaft 1957 mit seinem wichtigen Tor im Endrundenspiel gegen die Offenbacher Kickers verhalf, wurde im folgenden Jahrzehnt bis hin zum Europacup-Erfolg 1966 der Kopf der Mannschaft. Er führte zunächst das Stürmer-Paar Timo Konietzka und Jürgen "Charly" Schütz, bekannt als "Max und Moritz", in die Endspiele 1961 (Deutscher Vizemeister nach einem 0:3 gegen den 1. FC Nürnberg in Hannover), 1963 (Deutscher Meister nach einem 3:1 gegen den 1. FC Köln in Stuttgart) und ebenfalls 1963 (Deutscher Vize-Pokalseiger nach einem 0:3 gegen den Hamburger SV in Hannover).
Jahrelang bestimmte Aki Schmidt das Spiel des BVB
Im legendären Europacup-Wettbewerb 1963/64 zog er die Fäden. Der 4. Dezember 1963 wird zur Sternstunde der Dortmunder. Im Achtelfinal-Rückspiel bezwingt der BVB unter der Regie Schmidts den amtierenden Titelträger der Landesmeister, Benfica Lissabon, mit sage und schreibe 5:0 Toren. Die Fußball-Welt hat elf neue Helden, die im Viertelfinale den tschechoslowakischen Armeeklub Dukla Prag in der "goldenen Stadt" mit 4:0 auseinandernehmen. Und auch die Halbfinalspiele gegen den späteren Gewinner Inter Mailand (2:2 in Dortmund, 0:2 in San Siro) verschaffen den Borussen höchsten Respekt.

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Geehrt von Hans-Joachim Watzke: der Alt-Internationale Alfred Schmidt.

Aki und seine Mannschaft stehen aber noch vor dem bis dato größten Erfolg einer deutschen Vereinsmannschaft. Nach dem 2:0-Sieg im DFB-Pokalfinale gegen Alemannia Aachen in Hannover geht es in die Europapokalsaison 1965/66.
"Fischken Multhaup löste meinen Freund Hermann Eppenhoff als Trainer ab", erzählt Aki Schmidt von den Veränderungen damals, "und es kamen zwei großartige Stürmer zu uns, Stan Libuda und Sigi Held." Der eine war vom Schalker Markt gekommen, der andere hatte sich vom Bieberer Berg in Offenbach verabschiedet. "Emma und ich flachsten damals über den Sigi", plaudert Aki aus dem Nähkästchen, "der hatte so hohe Fußballschuhe an, und schnell hatten wir ausgemacht, da kommt er wieder mit seinen Romika-Schühchen."
Welche Energie und explosionsartige Schnelligkeit in diesen "Schühchen" stecken sollte, erfuhren die beiden ganz schnell - und profitierten am meisten davon. "Den Sigi konntest Du immer schicken, der kriegte eigentlich jeden Ball", erinnert sich Aki Schmidt, "und Emma wartete in der Mitte auf die Flanken und donnerte die Dinger rein wie nichts."
"Wir waren krasser Außenseiter im Endspiel"
So kam es, wie es kommen musste. Borussia gelangte über Floriana La Valetta aus Malta 5:1 dort, 8:0 daheim), den bulgarischen Armeeklub ZSKA Sofia (3:0 zuhause und 2:4) und Spaniens Stolz Atletico Madrid (1:1 auswärts und 1:0) ins Halbfinale. Gegner war Cup-Verteidiger Westham United. "Da spielten einige, die ein paar Wochen später in ihrer Heimat England gegen uns Weltmeister wurden", verweist Aki mit einem Augenzwinkern auf den Stellenwert der beiden Spiele. "Auf der Insel" wurde dann nach einem dramatischen Spiel der neue Name für das Sturm-Duo Lothar Emmerich und Siegfried Held geboren: "the terrible twins", die schrecklichen Zwillinge, die binnen der letzten vier Spielminuten die Briten aus allen Träumen rissen und aus dem 0:1 noch ein 2:1 für Borussia schafften. Im Rückspiel gab es gar ein 3:1 für den BVB. Das Endspiel am 5. Mai im Glasgower Hampden-Park war erreicht. Gegner keine geringere Mannschaft als den englischen Meister FC Liverpool.

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Gemeinsam mit Bobby Charlton: unser Alfred (l.).

"Wir waren krasser Außenseiter", so Schmidt, "Fischken Multhaup hatte uns gesagt, dass wir bei zehn Spielen gegen Liverpool wahrscheinlich neunmal verlieren würden, aber das eine Mal, wo uns der Sieg gelänge, das müsse eben im Endspiel passieren."
Die Geschichte ist bekannt: Aki führt seine Truppe mit dem 2:1 nach Verlängerung auf den europäischen Thron - der wenige Tage später aus den Händen des damaligen Bundeskanzlers Ludwig Erhard überreichte Silberlorbeer ist eine von vielen Ehrungen für eine verdienstvolle Mannschaft.
Aki Schmidt, der vielen verlockenden Angeboten widerstand, zum Beispiel vom FC Bayern München, Hertha BSC Berlin oder FC Sevilla, hängt 1968 die Fußballschuhe an den Nagel. Als Trainer arbeitet er erfolgreich, angefangen mit dem Pokalsieg mit Offenbach (2:1 über den 1. FC Köln) bis hin zu Aufstiegen mit u. a. Jahn Regensburg. In der Nähe, in Burglengenfeld, lässt er sich mit seiner Frau Linde und den Söhnen Ralf und Frank nieder. Er arbeitet dort als Sportlehrer. 1997 kommt er als Fanbeauftragter wieder nach Dortmund. Fanclub-Besuche, unzählige Auftritte als "guter Botschafter" seines Vereins folgen, Stadionführungen sind ihm geradezu auf den Leib geschnitten. Aki ist eine Institution in diesem Traditionsklub. Spätestens seit der vorvorletzten Mitgliederversammlung, wo Aki mit überwältigender Mehrheit zum Kassenprüfer gewählt wurde, ist der flotte Mittsiebziger wie so oft mittendrin im Geschehen. Und das soll noch lange so bleiben...
Fritz Lünschermann