Borussia Dortmunds U19 hat den erhofften Titel-Hattrick verpasst und ein denkwürdiges Finale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft gegen den FSV Mainz 05 nach Verlängerung mit 2:4 verloren. Die Rheinhessen wiederholten damit ihren Erfolg von 2009, als sie den BVB im Endspiel mit 2:1 besiegt hatten.

Mike Tullberg hatte sich gegenüber dem Halbfinale in der Aufstellung für eine Änderung entschieden: Kjell Wätjen, Kapitän der U17, feierte sein Debüt in der Anfangsformation und übernahm neben Vasco Walz und Michel Ludwig die Position im halblinken Mittelfeld. Es fehlte weiterhin Filippo Mane, den abermals Hendry Blank im Abwehrzentrum vertrat.

Mainz-Trainer Benjamin Hoffmann musste seinen gesperrten Stammtorhüter Aki Koch ersetzen, für ihn stand Louis Babatz zwischen den Pfosten. Jung-Profi Nelson Weiper, der tags zuvor beim 3:1-Triumph gegen den FC Bayern noch zum Bundesliga-Kader gehörte, übernahm an der Seite von Brajan Gruda im Angriff der Junioren und hatte es vor allem mit BVB-Kapitän Nnamdi Collins zu tun. Dem Angreifer boten sich die beiden größten Chance im ersten Durchgang. In der 25. Minute setzte er den Ball aus kürzester Entfernung über die Latte. Vier Minuten später war er nach einem Aluminiumtreffer von Maxim Dal aus 18 Metern völlig unbedrängt zum Schuss gekommen, verpasste aber die mögliche 1:0-Führung.

Der BVB hatte in einer intensiven Partie die erste große Möglichkeit, als Samuel Bamba zunächst Tim Müller und Jason Amann aussteigen ließ und seinen Sololauf dann zielstrebig abschloss, am glänzend reagierenden Louis Babatz jedoch scheiterte (19.). Die Dortmunder, die sich mit dem hohen Pressing der Mainzer lange Zeit schwer taten und im Umschaltspiel einige Abspielfehler produzierten, fanden nicht ihren gewohnten Rhythmus. Sie überließen Mainz das Heft des Handelns und wirkten mitunter überrascht von Zweikampf-Aggressivität und Entschlossenheit des von Benjamin Hoffmann bestens eingestellten Gegners.

Dennoch erspielten die Schwarzgelben weiter Chancen. Kurz vor der Pause kam der bis dahin gut bewachte Julian Rijkhoff zum ersten Abschluss, aber in letzter Instanz bereinigte Babatz die Situation. „Man merkt der Mannschaft an, dass dies kein Spiel ist wie jedes andere. Wir müssen in der zweiten Halbzeit ruhiger und sicherer werden“, kommentierte BVB-NLZ-Direktor Lars Ricken zur Pause.

Doch nach Wiederanpfiff ergriff erneut Mainz die Initiative und drängte die Borussen in die Defensive. In der 54. Minute belohnten sich die Gastgeber für ihren Mut zur Offensive: Nelson Weiper, der Collins ausgespielt hatte, traf den linken Pfosten, Lovis Bierschenk setzte den Abpraller in die Maschen. Der BVB war in der Folge um eine Antwort bemüht. Der agile Samuel Bamba ließ auf der rechten Seite Gegenspieler Dal stehen, er verfehlte das Tor aus spitzem Winkel allerdings ganz knapp.

Auch Mike Tullberg zog Konsequenzen und wechselte nach einer guten Stunde: Für Michel Ludwig und Kjell Wätjen kamen Vinzenco Onofrietti und Rafael Lubach. Onofrietti führte sich mit einem 20-Meter-Schuss vielversprechend ein. In der Schlussphase schickte Tullberg sogar Nnamdi Collins als Zielspieler in die Angriffsspitze – und hatte mit dieser Maßnahme Erfolg. Collins irritierte Torwart Babatz nach einem langen Ball und der gerade eingewechselte Cole Campbell köpfte den Ball zum 1:1-Ausgleich ein

Es war der Auftakt einer dramatischen Schlussphase, in der sich die Ereignisse überschlugen. Nnamdi Collins traf nach einer spektakulären Aktion von Weiper erst unglücklich per Eigentor (86.), 90 Sekunden später konterte Paris Brunner, der Babatz gekonnt überlupfte und seinem Team damit 30 Minuten Zuschlag ermöglichte (88.).

In der Verlängerung schwanden auf beiden Seiten die Kräfte, der Spannung tat das keinen Abbruch. Erst fand Julian Rijkhoff in Babatz seinen Meister (103.), dann setzte Campbell nach Rothes Flanke das Spielgerät ans Aluminium (107.). Doch Mainz machte es besser: In der 112. Minute gelang dem eingewechselten Dardari der vom starken Götze vorbereiten Treffer zum 3:2. Aber die Dortmunder steckten immer noch nicht auf, sie mobilisierten die letzten Kraftreserven. Nnamdi Collins kam aus kurzer Distanz frei zum Schuss – der Ball ging über das Tor. In der vierten Minute der Verlängerung setzte Mainz den Schlusspunkt mit dem Treffer zum 4:2 durch Degtjarevs und sicherte den Nullfünfern damit endgültig den Titel.

Stimmen

Mike Tullberg: „Es war ein großes Finale, beste Werbung für den Juniorenfußball. Wir sind glücklich in die Verlängerung gekommen, haben es dann aber versäumt, zwei große Chancen zu nutzen und in Führung zu gehen. Glückwunsch an Mainz. Sie leisten sehr gute Arbeit im Nachwuchsbereich. Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie vor den eigenen Fans unbedingt Meister werden wollte. Wir haben eine herausragende Saison gespielt und können stolz sein auf das, was wir erreicht haben. Es fällt mir schwer, Worte zu finden, um meine Jungs zu trösten.“

Benjamin Hoffmann (Trainer Mainz 05): „Unglaublich, was die Jungs geleistet haben. Das ist die Krönung einer großen Saison. Respekt und Kompliment an den BVB, der in diesem umkämpften und intensiven Spiel ein ebenbürtiger Gegner war.“

Jens Nowotny (DFB-Trainer): „Die Mainzer Offensive war immer brandgefährlich. Borussia hat es nicht geschafft, die starken Stürmer zu neutralisieren. Sie hätten noch mehr Tore schießen können. Insofern war es aamm Ende ein gerechtes Ergebnis in einem tollen Juniorenspiel.“

BVB: Kirsch – Cisse, Collins, Blank, Rothe – Walz – Bamba (81. Campbell), Ludwig (62. Lubach), Wätjen (62. Onofrietti), Brunner (102. Simic) – Rijkhoff.

(wiwi)