„Vier starke Teams, eine interessante Gruppe.“ Hans-Joachim Watzke ist zufrieden mit dem, was der frühere Weltklassekicker Didier Drogba aus dem Lostopf gefischt hat. Zenit St. Petersburg, Lazio Rom und Club Brügge heißen die Gegner in der am 20. Oktober startenden Gruppenphase der UEFA Champions League 2020/21.

Interessante Namen, lösbare Aufgaben. „Es ist unser klares Ziel, die Gruppenphase zu überstehen“, betonte Sportdirektor Michael Zorc. In der Tat hätte es komplizierter werden können für den in Lostopf zwei gesetzten Deutschen Vizemeister, der bei der Auslosung am frühen Abend in Genf den Schwergewichten Liverpool, Real, Juve und PSG aus dem Topf der Meister entgehen konnte. 47 europäische Titel vereinigen die 32 Teilnehmer der diesjährigen UEFA Champions League auf sich, jedoch nur vier entfallen auf die vier Teams der Gruppe F. St. Petersburg holte 2008 den UEFA-Cup, Lazio gewann 1999 den Europapokal der Pokalsieger – Borussia vereinnahmte diese Trophäe im Jahr 1966 und gewann 1997 die Champions League.

Doch Achtung! Russlands Serienmeister der vergangenen zehn Jahre (fünf Titel zwischen 2010 und 2020, sechs insgesamt) erreichte bei jeder zweiten Champions-League-Teilnahme das Achtelfinale. Da der Klub aus der viertgrößten Stadt Europas (5,4 Mio. Einwohner) in der vergangenen Saison an Lyon und Leipzig scheiterte, wäre er dem Gesetz der Serie zufolge wieder dran mit dem Erreichen der K.o-Runde. Dort traf man 2013/14 im Achtelfinale auf Borussia Dortmund. Der BVB führte im Hinspiel nach Toren von Henrik Mkhitaryan (4.) und Marco Reus (5.) früh mit 2:0 und feierte nach einem Lewandowski-Doppelpack einen 4:2-Auswärtssieg. Im Rückspiel (1:2) erzielte Sebastian Kehl sein erstes und einziges Europapokaltor für den BVB. Trotz der Heimniederlage erreichte Borussia ungefährdet das Viertelfinale.

Deutlich spannender verliefen die Duelle mit Lazio Rom vor über 25 Jahren im Viertelfinale des UEFA-Pokals. Im Hinspiel stand die BVB-Defensive unter Dauerdruck und verlor durch ein Eigentor von Steffen Freund mit 0:1. Im Rückspiel lief nach Stéphane Chapuisats frühem 1:0 (11.) alles auf eine Verlängerung hinaus, ehe Kalle Riedle in der 90. Minute zum 2:0 und damit zum Weiterkommen traf.

„Auf das Wiedersehen mit Ciro Immobile im Trikot von Lazio Rom freuen wir uns“, sagt Michael Zorc, der damals als Aktiver mit dabei war, über den aktuellen und insgesamt dreimaligen Torschützenkönig der Serie A, der 2013/14 das schwarzgelbe Trikot trug (33 Spiele, zehn Tore in Liga und Pokalwettbewerben). „Das Wiedersehen mit Ciro Immobile gibt dem Los Lazio Rom eine besondere Würze“, meint auch Hans-Joachim Watzke. Die Società Sportiva Lazio ist siebenmaliger Italienischer Pokalsieger und zweimaliger Meister, nimmt jedoch erst zum sechsten Mal an der UEFA Champions League teil (zuletzt 2007). Lediglich bei der Premiere 1999/2000 schafften es die Biancocelesti („Die Weiß-Himmelblauen“) ins Viertelfinale. In der vergangenen Saison kamen sie in der Europa-League-Gruppenphase nicht an CFR Cluj und Celtic Glasgow vorbei.

Mit dem vermeintlich kleinsten Kontrahenten in dieser Gruppe F gab es die bisher größten Duelle. Der FC Brügge erwies sich mehr als einmal als Stolperstein für den BVB. Und selbst als es mal gut ging, 2018 in Lucien Favres Premierenjahr in Dortmund, waren es knappe Auseinandersetzungen. 1:0 in Belgien durch ein kurioses Tor von Christian Pulisic, der von einem Gegenspieler angeschossen wurde. Das Rückspiel endete trotz 70% Ballbesitz torlos.

Der FC Brügge ist Belgiens amtierender Meister. Zum 16. Mal holte die Mannschaft den Titel. In keinster Weise Ursache und doch das Symbol für die Finanzkrise von Borussia Dortmund aus dem Jahr 2004 ist der Klub aus der lediglich 118.000 Einwohner zählenden Stadt in Westflandern. Am letzten Spieltag der Saison 2002/2003 verspielte Borussia Dortmund durch ein 1:1 im Bundesliga-Heimspiel gegen Energie Cottbus – Latte, Pfosten, Abschlusspech – die Vizemeisterschaft, damit auch die Direktzulassung zur UEFA Champions League und musste in die K.o.-Spiele gegen den FC Brügge. Roman Weidenfeller wahrte mit etlichen Paraden im Hinspiel (1:2) die Chancen aufs Weiterkommen, Marcio Amoroso und Ewerthon erzwangen mit ihren Treffern im dramatischen Rückspiel Verlängerung und Elfmeterschießen, in dem Abwehrmann André Bergdölmo und eben der eigentliche Erfolgsgarant Amoroso verschossen. 16 Jahre zuvor, im November/Dezember 1987, reichte den Schwarzgelben ein 3:0-Hinspielerfolg im Achtelfinale des UEFA-Pokals nicht zum Weiterkommen. Sie gingen im Rückspiel mit 0:5 nach Verlängerung unter.

Der Spielplan wird erst morgen veröffentlicht. Die UEFA hat angekündigt, die zeitgenauen Ansetzungen am Freitag „bis spätestens 24 Uhr“ bekanntzugeben. Ebenso wird es – vorerst – keine Vorverkaufstermine für die drei Heimspiele in der Gruppenphase geben. Denn auf Weisung der UEFA finden – Stand heute – alle Begegnungen bis auf Weiteres vor leeren Rängen statt.
Boris Rupert