Vier Spiele, vier Siege. Aus Start-Erfolgen könnte eine Serie werden. Doch im Zentrum Dortmunder Glückseligkeit stand am Samstagnachmittag ein Mann, der vor einem halben Jahr mit einer niederschmetternden Diagnose konfrontiert worden war. Ausgerechnet am 20. Internationalen Weltkrebstag erzielte Sébastien Haller sein erstes Tor für den BVB. Vor der Südtribüne.

„Es war unfassbar, wie laut das Stadion seinen Namen nach dem Tor gerufen hat. Ein Gänsehautmoment, nicht nur für Seb“, sagte Julian Brandt nach einem Spiel, das so viele Facetten hatte und Geschichten bot, am Ende aber dieses eine, große Thema hatte: Das Tor von Sébastien Haller. Zweimal war er nach der Winterpause als Joker gestartet, zuletzt – in Leverkusen und gegen Freiburg – stand er in der Startelf. In Mainz legte er Gio Reyna den Siegtreffer auf, in Leverkusen war er entscheidend am 1:0 durch Karim Adeyemi beteiligt. Nun sein erster Treffer: Flanke Guerreiro, Kopfball – Tor! „Es bedeutet ihm extrem viel, es bedeutet uns extrem viel“, berichtete Edin Terzic und fügte hinzu: „Wir hoffen, dass es das erste von ganz vielen Toren war.“

10. Januar 2023. 176 Tage nach der Krebsdiagnose hatte sich der Franzose zum ersten Mal das schwarzgelbe Trikot überstreifen dürfen. „Dabei zu sein ist das eine – der Mannschaft zu helfen aber ist das andere“, sagte er nach dem Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Einen Traum schickte er an jenem Abend hinterher: „Vor der Gelben Wand zu spielen und mein erstes Tor zu erzielen: Das wird ein weiterer wunderschöner Moment...“

4. Februar 2023, 16.40 Uhr. Der Traum geht in Erfüllung. „Ich habe seit meinem ersten Tag auf diesen Moment gewartet. Ich bin einfach nur glücklich und hoffe, dass ich auch ein paar Menschen glücklich machen konnte. Als ich das Tor geschossen habe, hat es sich angefühlt, als wäre das ganze Stadion on fire“. Der SIGNAL IDUNA PARK bebte. Dreimal rief Stadionsprecher Norbert Dickel ins Mikro: „Torschütze, unser Spieler mit der Nummer neun: Sébastien ... Sébastien ... Sébastien!!!“ Haller sagte später: „Auch das gibt einen riesengroßen Schub.“

Das möge für die Mannschaft insgesamt gelten. Nach der furchtbaren Woche im November mit den Niederlagen in Wolfsburg und Gladbach, die über zwei Monate auf dem Team, auf dem gesamten Verein lasteten, fiel mit dem 5:1 gegen Freiburg eine riesige Last ab und machte Platz für neue Euphorie. „Ich habe die ganze Zeit ein anderes M-Wort gehört, aber Momentum gefällt mir besser“, antwortete Terzic auf eine entsprechende Frage eines Journalisten: „Es bringt uns aber nichts, dass wir gut ins Jahr gestartet sind. Ein anderes M-Wort, das wichtig ist, ist der Mai. Bis dahin können wir Punkte sammeln und die Tabelle beeinflussen.“
Boris Rupert

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