Spielbericht
117. Minute: BVB verliert 0:1 in Wolfsburg
Aus Wolfsburg berichtet Boris Rupert
Rund 5.000 Schwarzgelbe unter den nur 24.800 Besuchern in der Volkswagen-Arena hatten in der 14. Minute den Torschrei schon auf den Lippen, doch Beier scheiterte nach einem Alleingang am Pfosten. Nach 11:11 Torschüssen, aber torlosen 90 Minuten ging es in die Verlängerung. Drei Minuten vor dem Ende traf Wind zum 1:0 für den VfL.
Ausgangslage:
Zum dritten Mal nach 2014 (2:0-Sieg im Halbfinale) sowie 2015 (1:3-Niederlage im Endspiel) trafen beide Klubs im DFB-Pokal aufeinander. Seit dem verlorenen Finale 2015 hatte der BVB 15 von 18 Ligaspielen gegen den VfL gewonnen und nur eins verloren.
Personalien:
Faktisch acht Profis standen nicht zur Verfügung: Adeyemi (Oberschenkel), Anton (Hüfte), Duranville (Oberschenkel), Reyna (Leiste), Ryerson (Adduktoren), Süle (Syndesmoseverletzung) und Yan Couto (Gesäß) waren nicht mit dabei. Und Sabitzer konnte nur sehr dosiert am Aufwärmprogramm teilnehmen, saß mit Rückenbeschwerden auf der Bank – als einziger erfahrener Feldspieler neben lauter Youngstern. Can, Groß und Beier rückten für die am Samstag in Augsburg verletzt ausgewechselten Anton, Ryerson und Sabitzer in die Anfangsformation.
Taktik:
Die in weiten Teilen umformierte Elf fand Halt im bewährten Korsett der 4-2-3-1-Grundordnung. Groß übernahm die Außenposition auf der rechten Seite der Viererkette; eine Rolle, die er in England mehrfach gespielt hatte. Can rückte in die Innenverteidigung zu Schlotterbeck. Er war neben Bensebaini links die zweite Konstante in der Abwehrreihe. Nmecha und Brandt bildeten die Doppelsechs. Beier besetzte die zentrale Position in der offensiven Dreierreihe mit Malen (rechts) und Gittens auf den Außenpositionen. Im Aufbau rückte Nmecha häufiger zwischen die Innenverteidiger, die Außenverteidiger rückten hoch auf ins Mittelfeld. Der VfL staffelte sich defensiv in einer 4-4-2-Formation, bei eigenem Ballbesitz wie Dortmund im 4-2-3-1, ging das Spiel sehr verhalten an, lauerte auf Fehler der Borussen und verteidigte mannorientiert.
Spielverlauf & Analyse:
Mit einem optischen Übergewicht (63% Ballbesitz) gestaltete der BVB den ersten Durchgang, und er verzeichnete auch die erste vielversprechende Torannäherung, doch Malens Schuss aus 14 Metern wurde von einem Abwehrbein zur Ecke abgelenkt (2). Dieser Torannäherung folgte in Minute 14 eine Großchance: Schlotterbeck hebelte mit einem Ball in die Schnittstelle die komplette Wolfsburger Deckung aus. Beier war halblinks auf und davon – und zielte zu genau. Sein Schuss knallte an den rechten Pfosten. Kurz darauf klärte ein Wolfsburger im letzten Moment vor dem einschussbereiten Gittens. Dieses Mal hatte Malen auf rechts viel Platz und konnte den Ball unbedrängt scharf nach innen bringen.
In der 24. Minute lenkte Vavro einen Kopfball von Guirassy im Strafraum mit dem Arm ins Aus. Die Pfeife von Schiedsrichter Siebert blieb stumm, und einen „VAR“ gibt es erst ab dem Achtelfinale. Allerdings hätte womöglich auch eine mögliche Abseitsstellung geprüft werden müssen. Sei’s drum. Dortmund machte ein insgesamt gutes Spiel, spielte geradlinig nach vorn und verteidigte hinten aufmerksam. Erst nach gut einer halben Stunde kam der VfL zu einer ersten Möglichkeit, doch Kobel parierte Amouras Schuss (32.).
Der BVB blieb auch nach dem Seitenwechsel das aktivere Team in einer Begegnung, die etwas ruppiger wurde. Nmecha für ein unbeabsichtigtes, aber hartes Einsteigen gegen Wimmer und kurz darauf Arnold, der Malen umriss und damit eine aussichtsreiche Kontersituation unterband, sahen kurz hintereinander Gelb. Grabara lenkte Guirassys Kopfball nach Flanke von Gittens mit einer Hand über die Latte (65.). Nach 77 Minuten gab es den ersten Wechsel beim BVB: Campbell ersetzte den agilen, aber glücklosen Malen. Und es begann die Phase, in der der VfL aktiver wurde. In der achtminütigen Nachspielzeit klärte Kobel gegen Wind (90.+4).
Die Verlängerung begann mit einem Lattentreffer von Tiago Tomas nach Özcan-Hereingabe (93.). Erstmals lag der VfL, der längst sein halbes Personal gegen frisches Personal getauscht hatte, nach Torschüssen im Plus (12:11). Auf der anderen Seite hätte der bereits verwarnte Arnold nach Foul am durchgebrochenen Campbell Gelb-Rot sehen müssen (95.). Auch das überharte Einsteigen von Koulierakis an Gittens blieb ohne Folgen (96.). Und Sabitzer signalisierte: „20 Minuten schaffe ich.“ Er ersetzte den angeschlagenen Gittens. Beier besetzte dessen Position. Der BVB wurde wieder stärker. Nmecha hatte nach einer Ecke das 0:1 auf dem Fuß, scheiterte vom rechten Fünfmetereck aber an Gerhardt auf der Linie (102.), Sekunden später versuchte es Campbell aus 16 Metern.
Der BVB haderte: In Minute 116 scheiterte Schlotterbeck an Maehle, der im Strafraum korrekt mit angelegtem Arm den Schuss blockte. Auf der Gegenseite flankte Gerhardt von der linken Seite. Kaminski kam nicht richtig zum Kopfball. Der Ball prallte im Getümmel vor die Füße von Wind, der ihn flach im linken Toreck unterbrachte.
Ausblick:
Nach drei Auswärtsspielen in Serie hat der BVB nun zweimal Heimrecht: am Samstag (18:30 Uhr) in der Liga gegen Leipzig, am kommenden Dienstag (21 Uhr) in der Champions League gegen Graz.
Teams & Tore
DFB-Pokal, 2. Hauptrunde
VFL WOLFSBURG – BORUSSIA DORTMUND 1:0 (0:0) n.V.
VfL Wolfsburg: Grabara – Fischer, Vavro, Koulierakis, Maehle – Dardai (80. Gerhardt), Arnold – Baku (80. Kaminski), Majer (90. Özcan), Wimmer (69. Tiago Tomas) – Amoura (80. Wind)
Bor. Dortmund: Kobel – Groß, Can, Schlotterbeck, Bensebaini – Brandt, Nmecha – Malen (77. Campbell), Beier (112. Paulina), Gittens (99. Sabitzer) – Guirassy
Bank: Müller, Zesiger, Behrens, Odogu – Meyer, Wätjen, Mané, Kabar, Azhil, Lürs
Tor: 1:0 Wind (117., Kaminski)
Eckstöße: 4:6 (Halbzeit 1:4), Chancenverhältnis: 7:5 (2:3)
Schiedsrichter: Siebert (Berlin), Gelbe Karten: Arnold, Özcan – Nmecha, Gittens, Schlotterbeck, Bensebaini
Zuschauer: 24.806, Wetter: trocken, 13 Grad