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Lars Ricken bei Brinkhoff‘s Ballgeflüster: „Ich hätte gern weitergespielt“

Das glückliche Ende einer wechselhaften Saison erleichterte den Rückblick. Zwei Tage nach dem umjubelten 3:0 im letzten Saisonspiel gegen Holstein Kiel herrschte bei der 49. Auflage des Talkformats Brinkhoff‘s Ballgeflüster mit Gastgeber Nobby Dickel gute Stimmung. Sport-Geschäftsführer Lars Ricken und Sky-Reporter Jesco von Eichmann sorgten für einen kurzweiligen Abend.

Die Freude über die am Samstag mit der Champions-League-Qualifikation gekrönte Aufholjagd der Mannschaft war nicht nur bei den rund 100 Gästen im BORUSSEUM, sondern auch bei Lars Ricken noch deutlich zu spüren, als er sein erstes Jahr im neuen Amt Revue passieren ließ. Das Happy End im Duell mit Kiel befreite ihn seinen eigenen Aussagen zufolge ein Stück weit von den unliebsamen Erinnerungen an das letzte Saisonspiel vor zwei Jahren an gleicher Stätte, als das Team mit einem 2:2 gegen Mainz die Tabellenführung verlor und die mögliche Meisterschaft verspielte. „Die Erleichterung war groß, dass die Mannschaft den letzten Schritt gegangen ist. Es ging diesmal zwar nicht um einen Titel, aber um sehr viel. Damit sollte das Trauma Mainz beendet sein“, so Ricken. 

Zur Vergangenheitsbewältigung trug auch die gute Stimmung in der Kabine und auf den Tribünen bei. „Wir alle haben ja nicht den vierten Platz so sehr gefeiert, sondern diese irre Aufholjagd. Das wird bei uns so ähnlich gefeiert wie woanders die Meisterschaft“, kommentierte Ricken und verwies auf den imposanten Schlussspurt des Teams mit 22 von 24 möglichen Punkten in den letzten acht Saisonspielen. „Diese Momente vor der Südtribüne sind die, von denen die Spieler auch sehr viel später immer noch erzählen werden.“

Doch bei aller Euphorie und Erleichterung ging es auf der improvisierten Party am Samstagabend auf dem Trainingsgelände, so Ricken, „recht bodenständig“ zu. „Wir wollten uns absolut auf dieses Finale fokussieren. Deshalb gab es auch keine Planung von Feierlichkeiten. Es hat sich relativ schnell aufgelöst“, verriet der ehemalige Profi. Nach dem immensen Druck der vergangenen Wochen verspürten alle Beteiligten wenig Lust auf eine ausschweifende Feier. „Uns ist schon allen bewusst, dass der Weg zu Platz vier nicht so einfach war. Wir haben nur das Minimalziel erreicht“, betonte Ricken, verwies aber auf die zehnte Champions-League-Qualifikation der Borussia in Serie. „Das haben in Europa nur sechs andere Teams geschafft.“

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Zur Trendwende einer bis dahin von Ricken als „Achterbahnfahrt“ empfundenen Saison trug Niko Kovac bei, indem er die Mannschaft stabilisierte und vom elften auf den vierten Rang führte. „Es war sehr unruhig im Verein, die Spieler waren blockiert“, erinnerte Ricken an die Ausgangslage für den Trainer beim Amtsantritt. Auch dessen unglücklicher Start habe die hohe Wertschätzung nicht schmälern können: „Von den ersten sechs Partien hat er vier verloren, aber trotzdem viel Rückendeckung bekommen. Man konnte erkennen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das Einzige, was fehlte, war die Effizienz.“ 

Als Schlüsselerlebnis wertete Ricken den 3:1-Erfolg im Viertelfinalrückspiel der UEFA Champions League gegen Barcelona. Zwar schied der BVB nach dem 0:4 im Hinspiel aus, bot aber eine vielbeachtete Leistung. „Da hat die Mannschaft einen Extrakick bekommen und gemerkt: Eine Champions-League-Saison ohne uns wäre blöd“, sagte Ricken. 

„Wollen diesen Schwung mitnehmen“

Mit seiner Einschätzung, der Trainer habe „mit eine der besten Trainerleistungen des BVB“ abgeliefert, sorgte er unmittelbar nach dem Spiel gegen Kiel für ein großes Medienecho. Dieses überschwängliche Lob sollte jedoch die Verdienste anderer Fußballlehrer nicht schmälern. „Natürlich weiß ich, was Jürgen Klopp für Borussia Dortmund geleistet hat. Oder Ottmar Hitzfeld und Edin Terzic“, sagte Ricken.  

Die erneute Teilnahme an der Champions League sei gut für das internationale Renommee und könne helfen, neue Spieler von einem Vereinswechsel zu überzeugen. Ricken deutete an, dass die Vereinsspitze in diesem Sommer eher nach „Spielern mit jüngerer Natur“ Ausschau hält. Große Umbauarbeiten seien bei den zuletzt bereits „25 Kaderbewegungen“ jedoch eher nicht zu erwarten. 

Zudem habe die Mannschaft in den vergangenen Wochen gezeigt, „dass viel individuelle Qualität in ihr steckt“. Ricken hofft, dass der positive Trend anhält. „Natürlich wollen wir diesen Schwung mitnehmen. Einstellung, Widerstandskraft – das wollen wir beibehalten. Aber leider hat die DFL jetzt eine  Sommerpause veranlasst. Ich hätte gern weitergespielt“, erklärte er. 

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Die kommenden Aufgaben stehen bei der FIFA Klub-WM an. „Wir haben eine gute Basis gelegt, um eine gute Klub-WM zu spielen“, sagte Ricken mit Bezug auf das neue Turnierformat, das vom 15. Juni bis zum 17. Juli in den USA ausgetragen wird. In der Gruppenphase trifft der BVB auf Fluminense (17. Juni, 18 Uhr MESZ), Mamelodi Sundowns (21. Juni, 18 Uhr MESZ) und Ulsan (25. Juni, 21 Uhr MESZ). Ricken hofft auf den Einzug in die K.o.-Runde: „Wir freuen uns, dass wir dabei sind. Wir sind nicht zugelost worden oder es wurde nicht gewürfelt, sondern wir haben uns das über Jahre verdient. Wir nehmen das sehr ernst. Das ist ein richtig spannender Wettbewerb.“

Am Ende seines ereignisreichen ersten Jahres als Geschäftsführer bleibt Ricken nicht viel Zeit für einen Urlaub. Sein Versprecher am Ende des Ballgeflüsters hatte eher mit Wunschdenken zu tun – und sorgte bei den Gästen für große Erheiterung. „Am nächsten Dienstag fahre ich mit meiner Familie für sechs Wochen in den Urlaub – äh, sechs Tage.“

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